Kreativität bei der Bewerbung – So gelingt die PR in eigener Sache!
Ein Bewerbungsschreiben ist wie die erste Begegnung mit einem fremden Menschen auf einer Party. Die Entscheidung, ob aus dem Zusammentreffen mehr als nur der Austausch von freundlichen Nettigkeiten werden kann, wird nicht selten nach nur wenigen Sekunden getroffen. Sympathie ist hierbei der entscheidende Faktor.
Bei einer Party sind es meist nicht die blassen Streber, die Menschen um sich scharen, sondern diejenigen, die spannende Geschichten zu erzählen haben. Wer jedoch laut drauflos schreit, um auf sich aufmerksam zu machen, der wird kaum Sympathiepunkte sammeln, sondern eher als peinlich und aufdringlich in Erinnerung bleiben.
Auch beim Schreiben einer Bewerbung gilt es, Aufmerksamkeit zu generieren, ohne dabei unangenehm aufzufallen. Eine Bewerbung muss nicht nur formal korrekt sein, sondern gleichzeitig auch noch Interesse wecken und Lust aufs Weiterlesen machen. Mit der uninspirierten Aneinanderreihung von Fakten ist dies in der Regel nicht zu erreichen.
Ob Party oder Bewerbung – Am Türsteher oder dem Personalsachbearbeiter führt kein Weg vorbei

Nur, wer überzeugt, darf an der „Party“ teilnehmen. Damit man es in die erste Vorstellungsrunde schafft, müssen die eigenen Bewerbungsunterlagen überzeugen. Mit Kreativität im Anschreiben und im Lebenslauf sehen die Chancen in zahlreichen Branchen ganz gut aus.
Die Aufgabe eines Bewerbungsschreibens ist es, überhaupt erst einmal auf die Gästeliste für die Party zu gelangen. Es gilt, den Türsteher davon zu überzeugen, dass die eigene Person eine Bereicherung für die Veranstaltung sein wird. Das Bewerbungsschreiben wird so im Idealfall zu einer Eintrittskarte. Das Problem ist jedoch, dass immer mehr Menschen an der Party teilnehmen wollen, als Platz im Saal ist.
Um am Türsteher oder am Personalsachbearbeiter vorbeizukommen, muss dieser mit Charme und kreativen Ideen überzeugt werden, die Tore zu öffnen. Doch welche Mittel versprechen in diesem Fall den größten Erfolg? Wie schaffe ich es, mit meiner Bewerbung zu begeistern? Am Ende dieses Beitrags werden Sie es wissen und hilfreiche Tipps bekommen haben.
Leider gibt es kein Patentrezept, zu unterschiedlich sind die Unternehmen und ihre Firmenkulturen. Was in einem lockeren Start-up gut ankommt, kann bei einem konservativen Großkonzern mit klassischen Hierarchien zum vorzeitigen Aus führen. Wer zu einer Star-Trek-Party im Mittelalterkostüm auftaucht, hat auch nur begrenzte Aussichten auf Einlass. Es gilt deshalb zunächst einmal, das betreffende Unternehmen genau zu analysieren und die Bewerbung in Form und Sprache entsprechend anzupassen.
Der erste Satz einer Bewerbung ist der Wichtigste

In der Personalabteilung freut man sich immer über Abwechslung. Verzichten Sie auf die typischen Einleitungssätze im Anschreiben und beginnen Sie den Text auf andere Weise!
Grundsätzlich hilft es, sich besonders viele Gedanken über den ersten Satz eines Bewerbungsschreibens zu machen. Standardformulierungen wie „Mit großem Interesse habe ich Ihre Anzeige gelesen“ oder „ Hiermit bewerbe ich mich als XY in Ihrem Unternehmen“ sind kaum geeignet, Begeisterung zu wecken. Die Chance, dass ein so formuliertes Anschreiben auf dem großen Stapel mit all den Bewerbungen landet, die ähnlich beginnen und nicht weiter beachtet werden, ist ziemlich groß. Wählen Sie lieber einen außergewöhnlichen Einstieg, eine Formulierung, die Ihre Begeisterung für die Aufgabe und das Unternehmen widerspiegelt.
Ist der erste Satz geschafft, geht es darum, den Leser neugierig zu machen auf das, was da noch kommen mag. Ein effektives Mittel, zum Weiterlesen zu animieren, ist es, eine interessante Frage zu stellen. Natürlich sollte diese mit Ihrer Person, Ihren Erfahrungen oder mit einem anderen relevanten Punkt in Ihrer Bewerbung zu tun haben.
Wichtig ist, dass der Leser den Eindruck bekommt, die Antwort nur dann zu erhalten, wenn er Ihre Unterlagen sorgfältig studiert hat. Dieses „Cliffhanger“ genannte Stilmittel hat sich nicht nur bei Fortsetzungsromanen bewährt, um die Leser bei der Stange zu halten und den Verkauf des nächsten Bandes vorzubereiten. Auch bei einer Bewerbung kann es durchaus zum Erfolg führen.
Die Wahrheit ist ein starkes Schwert

Bei der Bewerbung lohnt es sich immer, bei der Wahrheit zu bleiben. Lügen haben sehr kurze Beine und die Recruiter wissen um die Unehrlichkeit vieler Bewerber. Lügen bleiben dementsprechend nicht lange unentdeckt.
Ist es gelungen, den Empfänger zum Weiterlesen zu bewegen, darf er nicht mit Plattitüden und Allgemeinplätzen gelangweilt werden. Er muss ständig aufs Neue überrascht werden. Und was könnte bei einer Bewerbung mehr überraschen als die Wahrheit?
Niemand ist perfekt, kein Bewerber erfüllt das Anforderungsprofil für die zu besetzende Stelle zu hundert Prozent. In vielen Bewerbungsschreiben strotzt es nur so von Superlativen. Die Fremdsprachenkenntnisse werden auch dann noch als phänomenal bezeichnet, wenn schon das Bestellen eines Getränks in der fremden Sprache nur mit größten Problemen gelingt. Und natürlich ist auch bei eingefleischten Eigenbrötlern ihre Teamfähigkeit eine herausragende Fähigkeit.
Kaum irgendwo wird so viel gelogen wie in Bewerbungen. Das kennen die Personaler bereits. Mit der Wahrheit werden sie jedoch eher selten konfrontiert. Überraschen Sie den Leser Ihrer Bewerbung, indem Sie zu Ihren Schwächen stehen und diese offen ansprechen. Sagen Sie ganz klar, was Sie nicht so gut können. Sie werden überrascht sein, in wie vielen Fällen eine solche Offenheit auf positive Reaktionen trifft und in der Einladung zu einem Gespräch mündet.
Zeigen Sie den Personalern, was Sie konkret für das Unternehmen leisten können

Packen Sie die Bewerbung mit einem anderen Stil und einer vom Mainstream abweichenden Optik an. So könnte es in besonders kreativen Branchen sinnvoll sein, den Lebenslauf in Form einer Infografik zu präsentieren.
Nicht nur Menschen, sondern auch Unternehmen haben Schwächen. Natürlich sollten Sie in einem Bewerbungsschreiben nicht gleich auf bekannte Unzulänglichkeiten des potenziellen Arbeitgebers eingehen. Es kann jedoch nicht schaden, die Bedürfnisse und Baustellen des Unternehmens zu kennen. Wenn Sie aus Ihrer früheren Tätigkeit oder aufgrund Ihrer Ausbildung über Fähigkeiten und Kenntnisse verfügen, die dabei helfen können, eine unbefriedigende Situation zu verbessern, dürfen Sie diese Kompetenzen durchaus offensiv kommunizieren. Machen Sie Ihren neuen Chef neugierig darauf, wie Sie ihm helfen können, seine Probleme zu lösen. Bei einer solchen Herangehensweise, die durchaus erfolgversprechend sein kann, ist jedoch ein gutes Fingerspitzengefühl gefragt. Nur zu kritisieren und auf Defizite hinzuweisen, ist ganz sicher nicht ausreichend. Konkrete Lösungsvorschläge dürfen bei einer solchen Bewerbung nicht fehlen.
Auch eine frische Optik der Bewerbung kann Aufmerksamkeit erzeugen
Nicht nur durch den Inhalt und den Schreibstil Ihrer Bewerbung haben Sie die Möglichkeit, sich von anderen Kandidaten und ihren Werbeschreiben abzuheben. Auch durch eine ungewöhnliche Optik kann die gewünschte Aufmerksamkeit erzielt werden. Gerade, wenn es sich um eine Bewerbung in einem kreativen Umfeld handelt, dürfen Sie in der Präsentation ruhig etwas mutiger sein. Suchen Sie allerdings eine neue Stelle im Rechnungswesen, im juristischen Bereich oder in einer eher konservativen Branche, sollten Sie in der Frage der optischen Gestaltung Ihrer Bewerbungsunterlagen eher vornehme Zurückhaltung üben.

Jiri Scherer und Chris Brügger sind Inhaber der Denkmotor GmbH. Sie haben langjährige Erfahrung als Innovationsberater und Kreativitätstrainer und sind Autoren verschiedener Bücher und Artikel rund um die Themen Innovation, Kreativität und Simplicity. In ihren Seminaren und Workshops helfen sie Geschäftsführern und ihren Teams, eingefahrene Strukturen aufzubrechen und den Blick über den Tellerrand zu wagen. Die beiden versichern: „Kreativität kann manchmal ganz einfach sein!“.
Ansonsten probieren Sie es vielleicht einmal mit einem etwas anderen Lebenslauf. Statt Ihr Leben, Ihre Ausbildungsschritte und Ihre weiteren beruflichen Stationen fein säuberlich in tabellarischer Form aufzulisten, erstellen Sie doch einmal eine horizontale Timeline. Mit einer entsprechenden Infografik, bei der durchaus auch mit Farben gearbeitet werden darf, ist Ihnen eine erhöhte Aufmerksamkeit sicher.
Je nach Anlass und Umgebung kann ein farbenfrohes Outfit nicht nur bei einer Party, sondern auch bei der Gestaltung von Bewerbungsunterlagen zum Türöffner werden. Übertreiben sollten Sie es mit der Farbigkeit jedoch nicht. Weniger ist auch in diesem Fall oft mehr.
Ganz gleich, mit welchen Mitteln Sie die Aufmerksamkeit für Ihre Bewerbung erhöhen möchten, die wichtigste Grundlage sind immer relevante Informationen über das Unternehmen und seine Kultur. Wer sich eingehend mit seinem Wunscharbeitgeber beschäftigt hat, ist in der Lage, aus seinen Erkenntnissen heraus die richtige Strategie für seine Bewerbung zu finden. Nur wer die Normen, die sein Umfeld bestimmen, akzeptiert, wird am Ende auf die Party eingeladen und dort sowohl Spaß als auch Erfolg haben.

Till Tauber ist seit 2013 als freiberuflicher Bewerbungsschreiber tätig und greift hierzu auf sein Wissen als Diplom-Ingenieur mit zusätzlichem MBA-Abschluss zurück. In dieser Zeit hat er mehr als 3.500 Bewerbungen im Kundenauftrag geschrieben – und weiß, worauf es beim Anschreiben sowie beim Lebenslauf ankommt. Auf TT Bewerbungsservice schreibt er zu aktuellen Themen rund um die Bewerbung.
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