Das zweite Vorstellungsgespräch: Ein Runde weiter, aber noch keine Stellenzusage!
„Arbeitgeber suchen Bewerber, die von ihrer Persönlichkeit her zum Unternehmen passen. Fachkenntnisse kann man sich aneignen, eine ungeeignete Persönlichkeit lässt sich nur schwer ändern. Mit dem zweiten Vorstellungsgespräch will der Arbeitgeber sichergehen, dass er nicht eine „Mogelpackung“ kauft!“

Es ist eine tolle Sache, wenn man zu einem zweiten Vorstellungsgespräch eingeladen wird. Darauf kann man stolz sein, doch sollte sich daraus keine Überheblichkeit ergeben. Wie Sie sich auf die nächste Vorstellungsrunde vorbereiten, erfahren Sie in diesem Beitrag.
Es ist ein Grund zur Freude: Die Einladung zum zweiten Vorstellungsgespräch steht fest. Entweder hat man direkt im Anschluss an das erste Jobinterview ein positives Feedback samt Zusage für die nächste Vorstellungsrunde erhalten oder musste ein paar Tage auf eine entsprechende E-Mail bzw. ein positives Telefonat warten. Ganz gleich, wie Sie darüber in Kenntnis gesetzt wurden – es ist ein sehr gutes Signal, wenn Sie eine Runde weitergekommen sind. Sie haben also mit Ihrem persönlichen Auftreten überzeugt und auch Ihre Bewerbungsunterlagen dürften aus Arbeitgebersicht sehr ansprechend gewesen sein. Bei allem Jubel – insbesondere, wenn es sich um eine attraktive Stelle handelt – bedeutet dies jedoch noch nicht, dass Sie eine Jobzusage erhalten haben! Mit dem zweiten Vorstellungsgespräch hat sich eine weitere Hürde ergeben, welche es nun ebenfalls zu überwinden gilt. In diesem Beitrag geben wir Ihnen Tipps, wie Sie auch in der zweiten Vorstellungsrunde überzeugen, denn auch dort lauern Fallstricke und Fettnäpfchen!
Der typische Fehler vieler Bewerber im zweiten Vorstellungsgespräch: Überheblichkeit!
„Eine wichtige Grundlage für eine erfolgreiche zweite Vorstellungsrunde ist, dass Sie im ersten Jobinterview wichtige Informationen notieren und auch eine Nachbereitung vornehmen. Eigene wichtige Aussagen, die Sie im Gesprächsverlauf getätigt haben, sollten für die nächste Runde abrufbar sein.“

Auch das zweite Jobinterview will gut vorbereitet sein. Ein ordentliches und gepflegtes Auftreten ist auch hier ein Muss. Zudem sollten Sie über das erste Gespräch eingehend überdenken, damit Sie keine widersprüchlichen Aussagen tätigen.
Es ist verständlich, dass eine Einladung zur zweiten Vorstellungsrunde vielen Bewerber schmeichelt und sie in ihren Fähigkeiten bestärkt. Das ist mit Sicherheit sehr förderlich in Bezug auf das eigene Selbstvertrauen und man freut sich natürlich auch, dass die Mühe der Bewerbungserstellung erste Früchte trägt. Doch ein sehr positiver Gesprächsausgang in der ersten Runde birgt die Gefahr, dass man die eigenen Kompetenzen völlig überschätzt und die Anforderungen der Gesprächspartner restlos unterschätzt. Dies führt leider oft zu den folgenden Fehlern, die man im weiteren Bewerbungsprozess unbedingt vermeiden sollte und die von keinem guten Stil zeugen.
„Wenn sich Selbstsicherheit zu Selbstüberschätzung und Arroganz wandelt, dann haben Sie als Bewerber in der zweiten Vorstellungsrunde in der Regel ein echtes Problem. Erfahrene Personaler versuchen gerade im zweiten Vorstellungsgespräch noch einmal so richtig zu provozieren. Es soll dann geprüft werden, ob Sie sich bisher nur erfolgreich verstellt haben.“
Die zweite Vorstellungsrunde – Übersicht typischer Fehler

Eine gute und gründliche Vorbereitung ist Pflicht, bevor Sie in die nächste Vorstellungsrunde gehen. Werden Sie auf keinen Fall nachlässig! Der größte Fauxpas besteht darin, widersprüchliche Aussagen zu tätigen, die einen klaren Gegensatz zu Ihren Äußerungen im ersten Interview darstellen. So verlieren Sie Ihre Glaubwürdigkeit und Ihre Chance auf eine Einstellung!
- Man bereitet sich nicht ausreichend vor und verlässt sich auf den guten Eindruck aus dem ersten Vorstellungsgespräch.
- Sie achten nicht mehr auf eine einwandfreie Kleidung inklusive sauberer Schuhe und einer guten Körperpflege.
- Die Inhalte und Aussagen aus dem ersten Vorstellungsgespräch werden nicht nachbereitet, sodass es im zweiten Gespräch zu widersprüchlichen Aussagen kommt, welche Ihre Gesprächspartner aufhorchen lassen.
- Sie überschätzen den eigenen Wert auf dem Arbeitsmarkt und entwickeln unrealistische Gehaltsvorstellungen, von denen Sie nicht abweichen möchten.
- Ihre Professionalität leidet im Verlauf des zweiten Vorstellungsgespräches, da Ihr Auftreten zu leger oder gar unangemessen wirkt.
- Sie hören Ihren Gesprächspartnern nicht mehr richtig zu und verweisen mehrmals auf den positiven Ausgang der ersten Vorstellungsrunde.
- Sie beachten vor allem nur noch jenen Gesprächspartner, der in der Hierarchie des Arbeitgebers am höchsten steht und lassen den anderen Teilnehmern ihre Unwichtigkeit spüren. Denken Sie nicht, dass das nicht negativ auffällt.
- Bei kritischen Fragen oder bei einem Hinweis auf Ungereimtheiten bezüglich Ihrer Aussagen im ersten Vorstellungsgespräch reagieren Sie aggressiv und aufbrausend, da Sie sicher sind, dass Sie den Job in der Tasche haben.
- Sie bringen keine Kopien Ihrer Bewerbungsunterlagen mit, obwohl Ihre Gesprächspartner diese eventuell vergessen haben und Sie (erneut – und ja, das kommt vor) nach einer Ausfertigung fragen.
So überzeugen Sie auch im zweiten Vorstellungsgespräch: Die wichtigsten Tipps!
„Wenige Bewerber schaffen es, sich über einen längeren Zeitraum zu verstellen. Gerade die zweite Vorstellungsrunde dient dem Arbeitgeber dazu, auf Nummer sicher zu gehen und solche Bewerber zu identifizieren, die nicht halten, was sie versprechen. Ihnen als Bewerber ist ebenfalls wenig geholfen, wenn Sie aufgrund eines falschen Eindrucks eine Stelle erhalten, die gar nicht zu Ihnen und Ihrer Persönlichkeit passt!“

Im zweiten Vorstellungsgespräch geht es oftmals auch um Ihre langfristigen Karrierewünsche und -perspektiven beim neuen Arbeitgeber. Sie müssen daher stets einen schlüssigen Plan präsentieren können.
Am sinnvollsten ist es, dass Sie sich genauso sorgfältig auf das zweite Gespräch vorbereiten wie Sie dies für die erste Vorstellungsrunde getan hatten. Setzen Sie sich mit dem Inhalt des ersten Gesprächs auseinander und notieren Sie auch weitergehende Fragen, die sich im zweiten Gespräch ergeben können. In der Regel wurden in der ersten Runde wichtige Aussagen getroffen, beispielsweise in Bezug auf die mit der vakanten Position verbunden Aufgaben, oder hinsichtlich der Erwartungen, die an den zukünftigen Mitarbeiter gestellt werden. Haben Sie ausreichend Notizen gemacht, können Sie sich diese im Vorfeld der nächsten Vorstellungsrunde vergegenwärtigen und so gezieltere Fragen stellen. Knüpfen Sie also immer dort an das erste Jobinterview an, wo es sich anbietet. Zusätzlich kann es sich lohnen, parallel weitere Recherchen über den Arbeitgeber zu tätigen und die Informationen ebenfalls in den Gesprächsverlauf einfließen zu lassen. Zeigen Sie also das gleiche Maß an Interesse am Arbeitgeber und an der zu besetzenden Position, wie Sie dies beim ersten Gespräch getan haben. Bedenken Sie auch, dass es im zweiten Vorstellungsgespräch oftmals einen leicht anderen Fokus gibt. Manchmal ist dann erstmals eine Person aus der Personalabteilung anwesend und es geht weniger um fachliche Inhalte, sondern vielmehr um soziale Fertigkeiten und persönliche Kompetenzen – oder umgekehrt. Sie sollten daher mit den üblichen Fragen aus diesem Themenkomplex vertraut sein und geeignete Antwortstrategien entwickelt haben, mit denen Sie vor allem authentisch und glaubwürdig wirken. Es bringt nichts, auswendiggelernte Phrasen zu wiederholen und herunterzubeten, denn so lernt man Sie wahrscheinlich einfach nicht kennen.
„Sie haben zwar einen Grund stolz zu sein, wenn Sie zu einem zweiten Bewerbungsgespräch eingeladen worden sind, doch sollten Sie das Thema nicht auf die lockere Schulter nehmen. Bereiten Sie sich gut vor, um auch beim zweiten Termin voll zu überzeugen und den positiven Ersteindruck zu verstärken!“
Tipps für die zweite Vorstellungsrunde im Überblick!

Wenn Sie die wichtigsten Tipps beachten, stehen Ihre Chancen gut, die zweite Vorstellungsrunde erfolgreich zu überstehen.
- Setzen Sie sich ausgiebig mit dem Inhalt und Verlauf des ersten Vorstellungsgespräches auseinander und überlegen Sie zudem, in welchen Bereichen Sie vielleicht ungünstige Antworten gegeben haben. Diese könnten ein Ansatzpunkt der Gesprächspartner bilden, um Sie mit Stressfragen unter Druck zu setzen.
- Überlegen Sie sich weitergehende Fragen wie z. B. nach der Einarbeitungsphase, internen Ausbildungen, mittel- und langfristige Karriereperspektiven und dergleichen.
- Bereiten Sie sich genauso sorgfältig wie bisher auf das zweite Vorstellungsgespräch vor: Bewerbungsunterlagen in mehrfacher Kopie mitbringen, Schreibsachen bei sich führen, angemessene und saubere Kleidung, ordentliche Haarfrisur und / oder Rasur sollten selbstverständlich sein.
- Sprechen Sie Ihre Gesprächspartner im zweiten Vorstellungsgespräch nach Möglichkeit mit Namen an und halten Sie Augenkontakt – zu allen Anwesenden.
- Lassen Sie sich nicht dazu verleiten, zu selbstsicher oder gar arrogant zu wirken, da ein solches Verhalten einen überaus negativen Eindruck hinterlässt.
- Machen Sie auch in der zweiten Vorstellungsrunde Notizen zu wichtigen Punkten und klären Sie vor dem Abschluss des Gespräches, wie es mit dem Bewerbungs- bzw. Einstellungsprozess weitergeht. Stellen Sie Fragen – Sie hatten bereits eine erste Runde und können mit klugen Fragen , etwa zu aktuellen Problemstellungen in der Abteilungen, ernsthaftes Interesse bekunden.
„Sollten Sie nach einer zweiten Vorstellungsrunde eine Absage erhalten, ist dies natürlich ärgerlich, doch haben Sie nun bereits einmal bestätigt bekommen, dass Sie es in eine solche Runde schaffen und durchaus in der Lage sind, im Rahmen einer weiteren Bewerbung bei einem anderen Arbeitgeber dort hin zu kommen. Analysieren Sie unbedingt, woran es gelegen hat, damit Sie mögliche Fehler in Zukunft vermeiden! Fragen Sie nach, woran es gelegen hat.“
Das sollten Sie zu jedem Jobinterview mitführen:

Schreibsachen dürfen Sie auch beim zweiten Vorstellungsgespräch nicht vergessen. Meistens geht es dann mehr ins Detail und Sie haben auch mehr Informationen zu notieren.
- Aktentasche oder Mappe.
- Ihre Bewerbungsunterlagen (1 x für sich selbst und ca. 2 – 3 Ausfertigungen für Ihre Gesprächspartner).
- Schreibmaterial inklusive einem Kugelschreiber, der gegen Auslaufen gesichert ist.
- Taschentücher.
- Lageplan bzw. Wegbeschreibung (Das zweite Vorstellungsgespräch muss nicht zwangsweise im gleichen Raum bzw. Gebäude stattfinden.)
„Ihr Mobiltelefon sollten Sie unmittelbar vor dem Gesprächsbeginn unbedingt ausschalten. Dies gilt für alle Gespräche – ganz gleich, in welcher Vorstellungsrunde Sie sich gerade befinden!“
Oftmals treffen Sie im zweiten Jobinterview auf neue Gesprächspartner!
In Bezug auf das zweite Vorstellungsgespräch müssen Sie sich auch darauf einstellen, dass sich neue Personen am Gespräch beteiligen: Entweder höhere Vorgesetzte oder zusätzliche Mitarbeiter aus der Personal- und / oder Fachabteilung. Ebenso ist es denkbar, dass Sie durch die Räumlichkeiten des Arbeitgebers zu Ihrem neuen Arbeitsplatz geführt werden und dort Ihre potenziellen neuen Arbeitskollegen kennenlernen. Neue Gesprächspartner bedeutet somit auch, dass Sie eventuell eine Frage aus der ersten Vorstellungsrunde erneut gestellt bekommen, oder auf Stressfragen antworten müssen, die noch nicht vorgekommen sind. Ihre Antworten dürfen keine Widersprüche zu Ihren Aussagen im ersten Bewerbungsgespräch darstellen!
Manchmal müssen Sie in der zweiten Vorstellungsrunde auch einen Vortrag halten!

Wenn das zweite Vorstellungsgespräch gut verläuft, kann es leicht passieren, dass man direkt eine Einstellungszusage erhält – oder nur wenige Tage darauf warten muss. Dennoch ist es noch immer möglich, nach einer zweiten Vorstellungsrunde eine Absage zu bekommen. Ganz gleich, was passiert: Sie wissen, dass Ihre Bewerbungsunterlagen gut sind und dass Sie auch im Gespräch durchaus zu überzeugen wissen.
Daneben muss die zweite Vorstellungsrunde nicht nur aus einem klassischen Jobinterview bestehen, sondern kann ebenfalls einen Vortrag oder eine Präsentation enthalten. Gerade die großen Arbeitgeber legen viel Wert auf ausgeprägte Präsentationsfertigkeiten und auf gute Englischkenntnisse. So kann es passieren, dass Sie sogar etwas auf Englisch präsentieren müssen. In der Regel wird Ihnen dies jedoch im Rahmen der Einladung zum zweiten Termin mitgeteilt. Am besten Fragen Sie bei der Einladung zur zweiten Vorstellungsrunde einfach nach. Nicht selten können Sie das Thema Ihrer Präsentation frei wählen, was klare Vorteile mit sich bringt. Was jetzt alles nach Selbstverständlichkeiten klingt, stellt sich in der Praxis leider völlig anders dar! Behalten Sie die Nerven und lassen Sie sich nicht zu Versprechungen hinreißen, die Sie nicht halten können, z.B. was die Fremdsprachen- oder Programmierkenntnisse angeht. Zeigen Sie ein durchweg stimmiges und authentisches Bild, welches zum ersten Termin passt. Dazu gehört auch, nach dem zweiten Vorstellungsgespräch nicht direkt am nächsten Tag anzurufen und dann täglich telefonisch nach dem Sachstand zu fragen. Das zeigt nicht von Interesse, sondern lediglich, dass Sie die Grundlagen des Miteinanders nicht beherrschen. Geben Sie den Entscheidern eine Frist von etwa 14 Tagen, bevor Sie nachhaken, sofern Sie dann ohnehin nicht schon etwas gehört haben. Am Ende des zweiten Gesprächs bietet es sich an, nach den nächsten Schritten zu fragen! Wird man Ihnen mitteilen, dass es etwa zwei Wochen dauern kann, dann melden Sie sich bitte nicht vorher täglich: Echtes Interesse und Aufdringlichkeit sind zwei recht unterschiedliche Dinge.
„Ein kleiner Extratipp zum Schluss: Fragen Sie zwischendurch, ob die Stelle neu geschaffen wurde, oder ob es einen bzw. mehrere Vorgänger gab. Sollten diese sich stets nicht lange auf der Position gehalten haben und man Ihnen ausweichend antworten, dann erwarten Sie besser nicht viel! Unternehmen mit einer hohen Fluktuation stellen vielleicht schnell jemanden ein, aber ob eine dauerhaft passende Tätigkeit in einem angenehmen Umfeld auf Sie wartet, ist dann womöglich fraglich.“

Till Tauber ist seit 2013 als freiberuflicher Bewerbungsschreiber tätig und greift hierzu auf sein Wissen als Diplom-Ingenieur mit zusätzlichem MBA-Abschluss zurück. In dieser Zeit hat er mehr als 3.500 Bewerbungen im Kundenauftrag geschrieben – und weiß, worauf es beim Anschreiben sowie beim Lebenslauf ankommt. Auf TT Bewerbungsservice schreibt er zu aktuellen Themen rund um die Bewerbung.