Interview mit Thomas Braun, Headhunter & Inhaber von „Jobs Aviation“
1.
Die Luftfahrtindustrie ist breit gefächert und die zu betreuenden Produkte bzw. Dienstleistungen werden immer komplexer. Welche Berufe sind aktuell gefragt?
Aktuell wird in der Luftfahrt eine Vielzahl an Berufsbildern gesucht. Dazu gehören beispielsweise Elektroniker/innen für Luftfahrttechnische Systeme, Leichtflugzeugbauer/innen oder auch Technische Redakteure (m/w). Nach wie vor sind die „Klassiker“ wie Fluggerätmechaniker/innen und Ingenieur/innen der Luft- und Raumfahrt gefragt. Gleiches gilt für Prüfer/innen von Luftfahrtgerät – also dem Certifying Staff.
2.
Arbeitnehmer/innen möchten zumeist eine Spezialisierung mit möglichst hoher Karrieresicherheit anstreben. In welchen spezifischen Bereichen der Luftfahrtbranche sehen Sie einen langfristigen Bedarf an gut ausgebildeten Arbeitskräften?
Die Zeiten des rapiden Personalaufbaus – besonders im Hinblick auf Ingenieure oder Fachkräfte – in der Luftfahrindustrie sind vermutlich bald vorbei. Der Bundesverband der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie (BDLI) hat bereits 2013 festgestellt, dass die Neueinstellungen im Bereich der Ingenieur/innen konstant nachlässt. Dieser Trend ist jedoch von Unternehmen zu Unternehmen verschieden. Eine Spezialisierung ist vor allem im Bereich der zivilen Luftfahrt sinnvoll, da sie ca. 70 % aller Arbeitnehmer/innen beschäftigt. An zweiter Stelle steht die militärische Luftfahrt mit knapp mehr als 20 % während die Raumfahrt keine 10 % erreicht.
3.
Als Headhunter kennen Sie sowohl die Arbeitnehmer- als auch die Arbeitgeberseite. Wie verläuft die Personalvermittlung im Normalfall? Welche Faktoren sind Ihrer Meinung nach für eine erfolgreiche Vermittlung maßgeblich?

Thomas Braun ist auf die Vermittlung von Personal in der Luftfahrt spezialisiert. Mit seiner über 20-jährigen Erfahrung in der Personaldienstleistung hat er sich einen großen, internationalen Kundenstamm in der Aviation-Branche aufgebaut. Er ist Gründer und Inhaber von „Jobs Aviation“ in Moosburg. Als Personalvermittler ist er überwiegend in Deutschland und der Schweiz tätig, betreut jedoch ebenfalls Kunden in anderen Regionen.
Ein/e Bewerber/in sendet im Vorfeld der Vermittlung die vollständigen Bewerbungsunterlagen, welche dann vom Headhunter ausgewertet werden. Ein entsprechendes Profil wird erstellt und an die Kundenseite weitergeleitet. Bei Interesse kommt es recht schnell zu einem Vorstellungsgespräch. Besonderer Bedeutung ist dem Motivationsschreiben beizumessen wie auch einer sauberen Argumentation, warum man als Bewerber/in diese explizite Stelle anstrebt. Ein Vermittler sollte immer in Vorbereitung ein Briefing durchführen und der / dem Bewerber/in den Kunden genau erklären. Jede/r Bewerber/in und jeder Kunde ist anders und dem ist Rechnung zu tragen. Ein Vertrauensverhältnis in beide Richtungen ist für einen Personalvermittler unumgänglich.
4.
Wie kann man sich als Bewerber/in am besten auf einen Stellenwechsel vorbereiten?
Eine der Hauptaufgaben seitens der Bewerberin bzw. des Bewerbers ist es, den Wechselwunsch nachvollziehbar zu belegen. Unnötige Spekulationen beim Arbeitgeber müssen vermieden werden. Ein Personalvermittler zeigt eine/r Bewerber/in auch immer, wie die entsprechende Selbstpräsentation am ehesten gelingt und wie man potenzielle Fangfragen sinnvoll beantwortet. Dies fällt vielen Bewerbern/innen schwer. Insbesondere dann, wenn eine Führungskraft einen Stellenwechsel nicht mit dem nächsten Karriereschnitt verbinden, sondern auf der gleichen Ebene verbleiben möchte, werden Personalverantwortliche hellhörig. Schnell kann der Eindruck entstehen, dass es sich nur um einen Notlösung handelt, da es Probleme am alten Arbeitsplatz gibt oder solche in der Vergangenheit bestanden haben. Dies ist keine solide Grundlage für ein zukünftiges Arbeitsverhältnis, denn eine Unternehmen möchte auch immer ein „Wunscharbeitgeber“ sein. Negatives über den alten Arbeitgeber darf niemals Thema in einem Vorstellungsgespräch sein. Beispiele wären ein neuer Vorgesetzter, mit welchem die Arbeit nicht mehr möglich ist, das Auflösen interner Karrierekontakte oder der bevorstehende wirtschaftliche Zusammenbruch der Firma. Auch wenn diese Gründe den Tatsachen entsprechen, darf ein/e Bewerber/in diese niemals im Vorstellungsgespräch nennen. Mit einem guten Argumentationstraining lassen sich immer plausible Begründungen für einen Stellenwechsel erarbeiten.
5.
Welche Anforderungen an Bewerber/innen bestehen explizit für die Luftfahrtbranche?
Die Antwort ist eindeutig: Grundvoraussetzung ist zu 90 % ein Luftfahrthintergrund und gute Englischkenntnisse. In der Luftfahrtbranche geht nichts mehr ohne Englisch. Quereinsteiger haben es daher immer etwas schwerer, auch was eine Steigung in der Hierarchie angeht.
6.
Gibt es bestimmte Weiterbildungen oder Fortbildungen, welche Sie insbesondere für die Luftfahrtindustrie empfehlen können?
SAP und Englisch sind einfach die wichtigsten Standards, um in der Luftfahrt erfolgreich zu sein.
Dieses Interview mit Thomas Braun zum Thema Bewerbung in der Luftfahrtbranche wurde von Dipl.-Ing. Till Tauber MBA, dem Bewerbungsschreiber aus dem Raum Hannover / Braunschweig geführt.

Till Tauber ist seit 2013 als freiberuflicher Bewerbungsschreiber tätig und greift hierzu auf sein Wissen als Diplom-Ingenieur mit zusätzlichem MBA-Abschluss zurück. In dieser Zeit hat er mehr als 3.500 Bewerbungen im Kundenauftrag geschrieben – und weiß, worauf es beim Anschreiben sowie beim Lebenslauf ankommt. Auf TT Bewerbungsservice schreibt er zu aktuellen Themen rund um die Bewerbung.