10 Tipps für die Bewerbung – so klappt es auf keinen Fall!
Jeden Tag werden landaus landein unzählige Bewerbungen verschickt, Daten übersandt und Korrespondenzen gestartet. Das Ziel: Ein passender Job, eine berufliche Veränderung in einer neuen Stadt – viel ist denkbar. Der kleinste gemeinsame Nenner im Bewerbungskontext wäre zumindest eine gelungene und positive Kommunikation, mit der man Interesse beim neuen oder alten Arbeitgeber weckt. Ob es sich um eine interne Bewerbung oder ein komplett neues Umfeld handelt, ohne ein Mindestmaß an gelungener Informationsübermittlung geht es selten, auch nicht mit Vitamin B. Die groben Eckdaten des Werdegangs stehen in tabellarischer Form im Lebenslauf und die Begründung, warum man zur neuen Stelle passt, liefert das Anschreiben. Soweit das Wunschdenken. In der Praxis sieht das, was Personaler an Kommunikation erhalten, manchmal doch recht lieblos aus. Umgekehrt gibt es natürlich viele Bewerber, die über ausgeprägte Kommunikationsfähigkeiten verfügen und direkt punkten.
„Nachfolgend einige lebensnahe Beispiele, wie es mit der Bewerbung eher nicht klappt!“
Punkt 1: Schon der Beginn der E-Mail wirft mehr Fragen auf, als sie beantwortet. Schreiben Sie so unpersönlich, wie es nur geht.
Betreff: Bewerbung
Hallo,
hiermit bewerbe ich mich um die von Ihnen ausgeschriebene Stelle […]

Viele Bewerbungen sind herausgeschickt und zahlreiche Ansprechpartner adressiert worden. Verzetteln Sie sich nicht und behalten Sie den Überblick. Bitte keine unverbindliche Anrede ohne Namensnennung, wenn Sie den Namen kennen!
Es startet direkt in der Betreffzeile. Bewerbung ja, aber um welche Stelle denn? Ist es ein großes Unternehmen, welches mehrere Vakanzen bereitstellt, weiß man einfach nicht direkt, worum es geht. Jeder Personaler dort wird eine Vielzahl an Stellen betreuen und unter anderem nebenbei Arbeitszeugnisse schreiben, Termine koordinieren und Daten auswerten. Je genauer Sie angeben, worum es geht, desto besser.
Weiter geht es mit der Anrede in der Bewerbungskommunikation. Die Anrede „Hallo,“ oder auch „Schönen guten Tag zusammen,“ passt einfach nicht gut. Im Bewerbungskontext daher bitte nicht verwenden, ebenso wie grundsätzlich eine arg informelle Kommunikation im WhatsApp-Stil! Erst recht nicht, wenn Sie den Ansprechpartner oder die Ansprechpartnerin kennen, ist eine derart unpersönliche Anrede einer der Bewerbungsfauxpas schlechthin. Sollten Sie vorher telefonisch mit einer Person in der Personalabteilung in Kontakt getreten sein – und schon sind wir bei Punkt 2 – und ist diese Dame oder der Herr bereits namentlich in der Stellenanzeige erwähnt, ist ein schlichtes „Hallo“ wirklich eine vertane Chance.
Besser: „Sehr geehrte Frau Mustermann“. Bei sehr jungen kleinen Firmen und ungezwungenen Unternehmenskulturen ist ein „Hallo Frau Mustermann“ oder „Hallo/Liebe Maxi“ nur dann in Ordnung, wenn es so auch nach außen kommuniziert wird. Sind Sie sich unsicher, dann wählen Sie bitte im Zweifel zunächst eher die förmlichere Variante. Für den Fall, dass Sie mehrere Bewerbungen an unterschiedliche Ansprechpartner verschicken, achten Sie bitte darauf, dass Sie nicht durcheinander kommen.
Punkt 2: Anrufen, anrufen, anrufen!
Es gibt keine Extrapunkte, wenn Sie in der Personalabteilung anrufen, um Ihr Interesse zu bekunden. Sollten wichtige Rückfragen nötig sein, z. B. im Hinblick auf Kündigungsfristen, dann formulieren Sie Ihr Anliegen bitte präzise. Darin enthalten sein sollten die Angabe zu der genauen Stellenbezeichnung, Ihr Name und der Grund Ihres Anrufes. Sollte selbstverständlich sein, aber das ist es leider nicht. Auch hier empfiehlt es sich, die Perspektive des Gegenübers einzunehmen, was in der gesamten Bewerbungsphase generell wichtig ist: Was kann der andere von mir wissen wollen?

Nur, wenn Sie Zeit und Ruhe für ein Telefonat mit der Personalabteilung haben, sollten Sie zum Hörer greifen. Vermeiden Sie Fragen wie „Es sind ja englischsprachige Unterlagen gefordert. Kann ich Ihnen nicht einfach meine deutschsprachigen Bewerbungsdokumente schicken?“ Das macht wirklich keinen kompetenten Eindruck. Geschrei im Hintergrund ist ebenfalls nicht zielführend.
Was ist wichtig bei der Bewerbung? So auch, wenn Sie mit der Personalabteilung vorher in den telefonischen Kontakt treten. Das gilt selbstverständlich ebenfalls bei Headhuntern. „Ich möchte mal eben mit Herrn Headhunter reden, ich hab da so zwei, drei Fragen“, ist kein guter Start, wenn Sie keine Detailfragen haben und grundsätzlich nicht frei sprechen können.
Anrufen, wenn Sie sich in öffentlichen Verkehrsmitteln befinden, in denen es laut ist und im Hintergrund Geschrei vom Wesentlichen ablenkt? Bitte nicht. Greifen Sie nur dann zum Telefon, wenn ausreichend Ruhe und Zeit vorhanden ist.
Punkt 3: Online bewerben? Zu umständlich, ich schicke es per Post!

Ist eine Onlinebewerbung gefordert, dann schicken Sie keine Bewerbungsdokumente per Post an Ihren Wunscharbeitgeber! Wer eine größenoptimierte und inhaltlich stimmige Onlinebewerbung erstellt, ist klar im Vorteil.
Eine der vielen Fallstricke, die beim Bewerbungsprozess lauern, ist der Umgang mit Regeln auf der einen Seite und mit Dateien auf der anderen. Welche Dokumente soll ich einreichen? Word-Dateien oder doch PDF-Dokumente? Wie sieht es mit der Zeugnisanlage aus? Muss ich mich daran halten, wenn die Bewerbung online eingereicht werden soll? In der Praxis kommt es leider häufig vor, dass sich die Bewerber nicht mit der Onlinebewerbung auseinandersetzen und einfach wahllos große Dateimengen versenden. Nicht selten bekommen Personaler folglich vier E-Mails mit je teilweise 15 MB an Anlagen. Die Onlinebewerbung ist eine schöne Generalprobe, wenn es darum geht, seine EDV-Kenntnisse unter Beweis zu stellen. Will man das gar nicht wahrhaben, werden die Dokumente per Post verschickt, obwohl ausdrücklich um eine Bewerbung per E-Mail gebeten wurde. Das macht keinen guten Eindruck. Kleiner Hinweis am Rande: Sehr viele Unternehmen, besonders die größeren, haben eine Extraseite für Bewerber eingerichtet, in denen Antworten zu häufigen Fragen rund um die Bewerbung ausformuliert sind. Dort stehen viele hilfreiche Tipps, wie die Bewerbung gewünscht wird, etwa auch im Hinblick auf Dateigrößenbeschränkungen. Ganz wichtig ist es, sich an die Regeln zu halten. Werden seitens des Arbeitgebers keine Bewerbungen mehr per Post akzeptiert, dann sollten ausschließlich Onlinebewerbungen eingereicht werden.
Punkt 4: Gehaltsvorstellung und Eintrittsdatum angeben? Brauche ich nicht!

Wenn Sie gebeten werden, den Gehaltswunsch in der Bewerbung anzugeben, dann sollten Sie dies tun. Recherchieren Sie gut und geben Sie ansonsten eine Gehaltsspanne an. Das Gehalt nicht zu thematisieren, ist keine Option.
Nein, das Gehalt will ich nicht angeben, sondern im persönlichen Gespräch klären – und das Eintrittsdatum? Lieber verschweige ich doch meine sechsmonatige Kündigungsfrist? Wenn der Gehaltswunsch oder der frühestmögliche Eintrittstermin genannt werden sollen, dann kommen Sie diesem Wunsch bitte nach. Man könnte Ihnen sonst unterstellen, dass Sie die Anzeige nicht gelesen haben oder sich von vornerein nicht an Regeln halten möchten. Für eine vorausschauende Personalplanung ist es wichtig, dass immer genügend Mitarbeiter z.B. im Büro vorhanden sind und so wenig Ausfälle wie möglich verzeichnet werden. Es gibt schließlich die unterschiedlichsten Kündigungsfristen, mit denen gerechnet werden muss. So lohnt es sich, vorab ein wenig zu recherchieren, wenn Sie sich mit Ihrer Gehaltsvorstellung nicht sicher sein sollten.
Punkt 5: Ich passe gar nicht auf die Stelle, aber…
Ich habe zwar nicht Wirtschaftswissenschaften studiert, wie gefordert, sondern Kulturwissenschaften, aber Buchhaltung interessiert mich sehr. Über Berufserfahrung in dem Bereich verfüge ich nicht, aber […]. Nein. Entweder, Sie können glaubhaft begründen und anschaulich erklären, dass Sie sich auskennen sowie ausreichend eingelesen haben – oder eine Bewerbung ist wirklich nicht erfolgversprechend. Auch wenn sich Fachkenntnisse noch vor Antritt einer neuen Stelle angeeignet werden können: Es gibt nun einmal Berufe, die eine gewisse Vorerfahrung und formale Qualifikationen erforderlich machen. Ungünstig ist es, fehlende Kenntnisse und Qualifikationen zu betonen. Aus Mitleid Bewerber einstellen, wird kaum ein Unternehmen.
Punkt 6: Ich bin bereit, für deutlich weniger Geld bei Ihnen zu arbeiten

Vor lauter Verzweiflung bei der Jobsuche setzen viele Bewerber Ihren Gehaltswunsch zu niedrig an. Das ist keine gute Idee! Verkaufen Sie sich nicht unter Wert, auch wenn es manchmal länger dauert, bis man die Traumstelle gefunden hat.
„Da ich mir ausschließlich eine Mitarbeit in Ihrem Hause vorstellen kann, bin ich bereit, auf ein Drittel meines Gehaltes zu verzichten. “ Wenn Sie sich anbiedern, wirkt es verzweifelt und wenig kompetent. Selbst dann, wenn Sie den Job unbedingt haben möchten, sollten Sie nicht viel weniger Gehalt ansetzen und eine realistische Gehaltsvorstellung übermitteln. Sonst erhöhen Sie Ihre Chancen auf eine Einladung zum Bewerbungsgespräch oder Einstellungstest keineswegs! Sind Ihre Kenntnisse sonst so wenig gefragt, dass Sie für so wenig Geld anfangen möchten?
Punkt 7: Ein neues Bewerbungsfoto? Ist doch nur eine Onlinebewerbung!
Ach, auf dem Lebenslauf sieht man das eh nicht so gut. Dann fotografiere ich ein altes Bewerbungsfoto mit dem Smartphone ab – natürlich mit der Blitzfunktion – und füge es als Grafikdatei ein. Bitte nicht. Dies wirkt einfach so, als würden Sie sich keine Mühe geben wollen. Es mag auch immer auf die Unternehmenskultur und auf Ihr Gegenüber ankommen, aber ein qualitativ gutes Bewerbungsbild zahlt sich eher aus als ein Mugshot im Stil der 1980er.
Punkt 8: Die Unterlagen werden in englischer Sprache gefordert? Egal, das brauche ich nicht!

Viele Unternehmen fordern auch für die DACH-Region Unterlagen in englischer Sprache. Und ja, dann müssen Ihr Anschreiben und Ihr CV durchgängig in englischer Sprache gehalten sein – auch wenn die Personalerin Frau Müller heißt.
Eine englischsprachige Stellenanzeige hat Ihr Interesse geweckt oder es werden Bewerbungsdokumente auf Englisch gefordert: Das geht doch auch anders, schließlich heißt die Personalerin Frau Müller? Keine gute Idee, Ihre Unterlagen in deutscher Sprache zu übersenden oder einfach einen englischen CV und ein deutschsprachiges Anschreiben. Auch dann, wenn Sie länger im Ausland waren oder ein Cambridge Certificate C1 aufweisen können, geht das einfach nicht. Sie zeigen damit nur, dass Sie entweder keine Zeit und keine Mühe investieren möchten oder die Stellenanzeige nicht richtig gelesen haben. Alternativ kann ein Personaler denken, dass Ihre Englischkenntnisse einfach nicht gut genug sind. Möchten Sie das?
Punkt 9: In der Vorstellungsrunde auswendig gelernte Phrasen erzählen.
Um zu entscheiden, ob ein Bewerber zum Unternehmen, in das Team und zu der Verantwortung passt, sind fachliche Kenntnisse ebenso wichtig wie die Persönlichkeit. Gerade letztere lässt sich nicht so einfach ändern wie beispielsweise fehlende Spanischkenntnisse. Es ist für Personaler oder die Teamleiter der Fachabteilungen sehr schwierig, herauszufinden, wer Sie wirklich sind, wenn Sie nur auswendig gelernte Sätze von sich geben. Wie kann man Sie dann gut kennenlernen und entscheiden, ob Sie gut ins Team und zu der Stelle passen? Vielleicht ist doch tatsächlich jemand mit ausgeprägtem Durchsetzungsvermögen gefragt, der ordentlich aufräumt? Wenn Sie sich in der Vorstellungsrunde ganz anders geben, müssen Sie sich doch auch im Job jeden Tag aufs Neue verstellen? Verstecken Sie sich hinter braven Aussagen, die Ihrer Meinung nach gehört worden wollen, verpassen Sie vielleicht eine gute Chance.
Punkt 10: Im zweiten Vorstellungsgespräch denken, dass es sowieso klappt.
Ein zweites Vorstellungsgespräch steht an, da das erste ausgesprochen positiv verlief. Die zweite Runde ist dann doch nur eine Formsache? Nein. Jetzt geht es erst recht darum, den guten ersten Eindruck zu bestätigen und einen gleichbleibend kompetenten wie umgänglichen Eindruck zu hinterlassen. Nicht selten verstricken sich Bewerber in Widersprüche und relativieren vorher getätigte Behauptungen: Wenn es ins Detail geht, sind die Programmierkenntnisse dann doch nicht so ausgeprägt? Das ist ungünstig! Ein Lösungsvorschlag wäre, vor Antritt der neuen Position entweder autodidaktisch oder mittels eines Kurses fehlendes aber relevantes Wissen aufzubauen. Und bitte immer bei der Wahrheit bleiben.

Mit Empathie und Selbstreflektion zur neuen Stelle – was kann ich gut und was kann ich verbessern? Erfolgreiche Bewerber kennen sich selbst gut. Stellen Sie sich ab und an die Frage, wie das, was Sie schreiben und sagen, beim Gegenüber ankommt!
Es ist sehr schwierig, die eigene Perspektive zu verlassen und möglichst objektiv an die eigene Bewerbungssituation heranzugehen. Oft geht es um wirklich viel wie eben die persönliche Absicherung oder um eine ausgesprochen spannende Chance, die es zu ergreifen gilt. Behalten Sie diese 10 Punkte, wie es nicht klappt mit der Bewerbung gut im Hinterkopf – dann klappt es sicher bestimmt mit Ihrem persönlichen Bewerbungsvorhaben!

Till Tauber ist seit 2013 als freiberuflicher Bewerbungsschreiber tätig und greift hierzu auf sein Wissen als Diplom-Ingenieur mit zusätzlichem MBA-Abschluss zurück. In dieser Zeit hat er mehr als 3.500 Bewerbungen im Kundenauftrag geschrieben – und weiß, worauf es beim Anschreiben sowie beim Lebenslauf ankommt. Auf TT Bewerbungsservice schreibt er zu aktuellen Themen rund um die Bewerbung.
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